Das Projekt

Hintergrund

Durch die zunehmende Sommertrockenheit der letzten Jahre steigt vielerorts im Mittelgebirge die Gefahr, dass die Bewirtschaftung der extensiv genutzten Hanglagen unrentabel wird und folglich von den Landwirten aufgegeben wird. Diese Flächen verbuschen infolge und entwickeln sich langsam zu einem Wald (Sukzession) oder werden direkt aufgeforstet. Nicht intensiv genutztes Grünland zeichnet sich häufig durch eine hohe pflanzliche und tierische Vielfalt aus, welche dadurch allerdings verloren gehen würde (grünes Kulturerbe).

Projektziele

Ziel des Projekts ist die Sicherstellung der Bewirtschaftung dieser wertvollen Standorte durch die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit. Zu diesem Zweck werden regional angepasste Mehrnutzungskonzepte entwickelt, die ferner Beiträge zum Hochwasserschutz, zur Biodiversität und zum Klimaschutz liefern.

Projektbeschreibung

Das für den Standort in Odernheim (450 mm durchschnittlicher Jahresniederschlag) entwickelte Konzept fußt auf einer extensiven landbaulichen Doppelnutzung (Weidewirtschaft in Kombination mit Obst-/Nuss-/Wertholzproduktion) in Form eines Agroforstsystems und einem (Hoch-) Wassermanagement, angelehnt an das Keyline-System von P.A. Yeomans – einem australischen Ingenieur und Landwirt. Die Baum- und Strauchreihen werden mit Wiesengräben und leichten Geländestufungen zu sogenannten „Keylines“ kombiniert, um die Entwässerung des Bodens durch Hangzugwasser zu verringern. Diese werden so angelegt, dass sie das (Boden-)Wasser aus den bisherigen Vorflutern (Rinnen und Senken) durch ein leichtes Gefälle zurück auf die Fläche (in Richtung Hangkuppe) leiten. Das Wasser kann nicht den kürzesten und schnellsten Weg ins Tal nehmen, sondern wird länger auf der Fläche gehalten und somit länger nutzbar. Gleichzeitig sinkt das Risiko, dass es durch Dauer- oder Starkregen zu Überflutungen im Tal kommt. Durch zusätzliche Regenrückhalteteiche an den Senken kann das Überflutungsrisiko noch einmal deutlich verringert werden. Den gespeicherten Winterniederschlag kann der Landwirt dann im Sommer nutzen.

Darüber hinaus sollen die Baumreihen durch Wind- und Sonnenschatten für ein feuchteres und kühleres Mikroklima sorgen, was die Evapotranspiration² verringert und das Tierwohl verbessert. Die Futterhecken und das Fallobst sind gerade im Spätsommer eine gute Ergänzung zum abnehmenden Grasaufwuchs (Low-Input-Farming). Das Weidemanagement wird auf eine spezielle Form der Portionsweide (holistisches Weidemanagement) umgestellt. Durch hohe Besatzdichten, sehr kurze Stand- und lange Ruhezeiten, soll die Entwicklung von ökologisch hochwertigen Gräsern und Kräutern gefördert und gleichzeitig mehr Kohlenstoffdioxid (CO2) durch den Aufbau von Humus gebunden werden.

Diese Maßnahmen führen über eine Erhöhung der Wirtschaftlichkeit zu einer langfristigen Sicherung dieser ökologisch wertvollen Grenzertragsstandorte. Darüber hinaus werden hierdurch weitere ökologisch wertvolle Lebensräume auf der gleichen Fläche geschaffen.

Derartige Mehrnutzungskonzepte sollen helfen, den Klimawandel mit seinen Folgen abzuschwächen und die Zukunft einer modernen Kulturlandschaftsentwicklung aktiv zu gestalten. Dazu brauchen wir Pioniere wie Hans Pfeffer, die bereit sind, diese Mehrnutzungskonzepte auf ihren Flächen umzusetzen, um auf diese Weise Wissen und Erfahrung zu generieren und dies mit anderen Kolleg*innen zu teilen, um so den Weg zu neuen bzw. modernisierten Landbausystemen zu bereiten.

 


1Grenzstandort: Eine Fläche die aufgrund der natürlichen, wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen nicht oder nur kaum rentabel zu nutzen ist.

²Evapotranspiration: Die Verdunstung von Wasser aus Boden und Pflanzen.

 
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